Elektromobilität: effizient, umweltfreundlich, leise – und gefährlich!
Am Freitag, den 20. Juli besuchte der verkehrspolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion Die GRÜNEN, Martin Bill, das Louis-Braille-Center. Heiko Kunert, Geschäftsführer des BSVH und der Beauftragte für Barrierefreiheit des Vereins, Karsten Warnke, empfingen den Politiker, um über das Thema E-Mobilität in Hamburg und die Sicherheit für blinde und sehbehinderte VerkehrsteilnehmerInnen zu sprechen. Die Hansestadt Hamburg fördert die Elektro-Technologie bei Fahrzeugen ihrer eigenen Flotten und unterstützt private Unternehmen bei ähnlichen Ambitionen. Der BSVH fordert, dass beim Ausbau der Elektroflotten dringend relevante Sicherheitsaspekte beachtet werden müssen. „Wir müssen die Menschen für das Thema sensibilisieren“, bestätigte Martin Bill zum Abschluss des Gesprächs.
Elektro-Fahrzeuge sind effizient, umweltverträglicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren und vor allem: leise! Für Menschen mit Seheinschränkung liegt hier ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Sogenannte Flüster-Fahrzeuge werden von blinden und sehbehinderten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern unter einer Geschwindigkeit von 30 km/h nicht gehört. Eine EU-Verordnung sieht daher vor, bis Mitte 2019 in neue Typen von Hybridelektro- und reine Elektrofahrzeugen ein akustisches Warngeräusch (Acoustic Vehicle Alerting System – AVAS) einzubauen. Bis Juli 2021 gilt dies dann für alle Hybridelektro- und reine Elektrofahrzeuge. Zu spät für Hamburg – denn bereits jetzt fahren auf den Straßen der Hansestadt zahlreiche Elektro- und Hybridfahrzeuge, die von der Verwaltung und den Betrieben der Stadt beschafft oder gefördert wurden. Tendenz stark steigen. Die Hamburger Hochbahn plant die Anschaffung von bis zu 60 weiteren E-Bussen. Auch die Post und Carsharing-Anbieter kündigen an, ihre Elektro-Flotten deutlich auszubauen. Damit steigt das Sicherheitsrisiko für Menschen mit Seheinschränkung in Hamburg. Hierauf machen Heiko Kunert und Karsten Warnke den Verkehrspolitiker aufmerksam. „Wir sind existentiell auf das AVAS angewiesen“, erklärte BSVH-Geschäftsführer Heiko Kunert. „Das Thema Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden muss zwingend von Anfang an bwerücksichtigt werden“, so Kunert. Er verwies auf einen aktuellen Antrag von SPD und Grüne in der Hamburgischen Bürgerschaft, die LKWs der Stadt und öffentlicher Unternehmen aus Sicherheitsgründen mit Abbiegeassistenten auszustatten. Auch hier gehe Hamburg über die Vorgaben des Bundes hinaus und damit mit gutem Beispiel voran, so Kunert.
Ziel: Eine Anpassung der Vergabe-Verordnung
„AVAS muss schon jetzt ein zwingendes Zuschlagskriterium bei den Ausschreibungs- und Vergabeverfahren der Stadt sein“, sagte auch Karsten Warnke und verwies auch auf die finanziellen Vorteile für die Stadt. „Die Einbaukosten bei Neukauf liegen nach unseren Informationen bei rund 170 €. Eine Nachrüstung kostet gleich um die 1.500 €. Diese Mehrkosten bei der Nachrüstung alleine rechtfertigen schon die Aufnahme des AVAS als zwingendes Zuschlagskriterium bei den Beschaffungsverfahren“, so Warnke. Zudem kritisierte er, dass die Vergabe-Verordnung der Stadt Hamburg keinerlei Vorgaben zur Barrierefreiheit aufweise und das dies bereits ein Verstoß gegen die EU-Vorgaben sei.
Martin Bill zeigte sich offen für das Thema. Er versprach den Vertretern des BSVH, die Argumente und Forderungen der Interessenvertretung blinder und sehbehinderter Menschen in seinen Gesprächen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene aufzugreifen.
Ansprechpartner
Melanie Wölwer
Pressesprecherin