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Was wünschen sich blinde und sehbehinderte Berufstätige?

Menschen mit Seheinschränkung stoßen im Arbeitsleben auf eine Vielzahl von Problemen. Das zeigen die Antworten auf eine Umfrage unter blinden und sehbehinderten Menschen, die anlässlich des Internationalen Tages des weißen Stockes von der Initiative "Woche des Sehens" durchgeführt wurde.

"Schön wäre, wenn man einfach wie jeder andere seine Arbeit tun könnte", bringt es einer der Befragten auf den Punkt. Hauptproblem sind Mängel in der Barrierefreiheit. Die Präsentation, bei der es von Bildern, Grafiken und Organigrammen nur so wimmelt, und der dazu passende Referent der gedankenlos auf Tortendiagramme zeigt und alles nur mit "hier, hier und hier" begleitet, ist ein Beispiel. Die schlecht beleuchtete Speisekarte in der Kantine, der Kaffeeautomat mit Touchscreen oder die schwer erkennbare Glastür, an der man sich eine blutige Nase holt, sind weitere. Die Liste ist endlos und voller unnötiger Barrieren, die teilweise mit sehr wenig Aufwand beseitigt werden könnten.

Aber auch die Barrieren in den Köpfen machen den Betroffenen zu schaffen: "Ich möchte nicht immer abwarten müssen, bis man entschieden hat, ob ich etwas bewältigen kann oder nicht." Blinde und sehbehinderte Arbeitnehmer werden häufig als ein Problem gesehen, das es zu lösen gilt; es mangelt an Vertrauen in ihr Können und ihre Fähigkeiten. In vielen Zuschriften wünschen blinde und sehbehinderte Arbeitnehmer sich Offenheit gegenüber Kollegen mit einer Einschränkung wie auch mehr Respekt und Anerkennung.

Ein Gutteil der Probleme, die wirklich gelöst werden müssen, ist amtsgemacht - und unnötig. Wer blind oder sehbehindert ist, hat Anspruch auf eine Ausstattung des Arbeitsplatzes mit entsprechenden Hilfsmitteln und eine Arbeitsassistenz - aber der Weg dahin ist lang und der bürokratische Aufwand immens. In aller Regel sitzt man am ersten Arbeitstag und auch die ersten Wochen und Monate ohne diese Unterstützung da. Zuständigkeiten sind nicht geregelt, Anträge drehen unnötige Schleifen und unbedingt Notwendiges wird willkürlich abgelehnt, so dass zeitraubende Widerspruchsverfahren nötig sind. Und all das während der Probezeit, in der man sich ja eigentlich besonders intensiv mit seinem neuen Job beschäftigen möchte.

Bitte mehr Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, bitte mehr Verständnis und Verantwortungsbewusstsein bei den Vorgesetzten, bitte bessere Rahmenbedingungen. Die Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen. Die zehn am häufigsten genannten Wünsche blinder und sehbehinderter Berufstätiger finden Sie unter

www.woche-des-sehens.de/berufsleben

Ansprechpartner

Melanie Wölwer

Pressesprecherin

(040) 209 404 29
(0151) 297 000 13
m.woelwer@bsvh.org

Porträtbild von Melanie Wölwer

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